… eine Frage, die ich mir schon längere Zeit stelle. Viele Menschen sind der Meinung, dass Smartphones schlechte Auswirkungen auf unser Leben und unser Umfeld haben. Damit ist meistens nicht die technische, sondern die soziale Seite gemeint. Reden wir weniger miteinander? Lassen wir uns zu sehr ablenken? Was machen Smartphones mit uns?
Ich besitze seit 1 1/2 Jahren ein Galaxy S3. Davor hatte ich nur mehrere gebrauchte, einfache Handys mit SMS und Telefoniefunktion. Das war hauptsächlich dazu gedacht, sich in Notfällen melden zu können und nicht, um mit Freunden oder Bekannten zu telefonieren. Ich bin nach wie vor ein “Wenigtelefonierer” und schreibe nur wenige SMS, aber meine Aktivitäten am neuen Smartphone haben sich ganz klar ins Internet verlagert.
“Die Leute reden nicht mehr miteinander”
… wird gerne von Menschen der älteren Generationen gesagt.
“Die jungen Leute glotzen nur noch in ihre Kästchen (aka Smartphones) und unterhalten sich im Bus nicht mehr miteinander!”
Wenn ich mir die Schulbusse morgens und nachmittags anschaue, kann ich tatsächlich viele Schüler – vor allem noch jüngere – sehen, die auf ihren Smartphones herumwischen und -drücken. Während bei den Jüngeren der Fokus beim Spielen liegt, hören wir älteren meistens Musik oder tauschen Nachrichten mit unseren Freunden aus, die auch gerade auf dem Weg sind – aber nicht im selben Bus!
… was dann auch gleich der erste Punkt ist: Es wird über Entfernung kommuniziert und nicht mit dem Freund, der neben einem stehen könnte. Wäre ein Freund oder ein Bekannter da, dann würde man man sich selbstverständlich direkt unterhalten – aber so ist der Kommunikationspartner oft nicht in der Nähe, sodass man versucht, ihn über das Smartphone zu erreichen. Die meisten Menschen ziehen meinen Beobachtungen zufolge ein persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht einer Unterhaltung per Messagingdienst vor. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht, oder?
Ich gehöre ebenfalls zu der Gruppe Menschen, die im Bus oder an der Haltestelle gerne ihr Smartphone zücken und darauf herumtippen. Das mache ich aber nicht, weil ich die Menschen um mich herum unbedingt ignorieren will. Ich mache das, weil ich in dem Moment, wo ich alleine an der Haltestelle stehe oder im Bus sitze, nichts besseres zu tun habe. Ich könnte in die Luft starren, aus dem Fenster schauen oder: Mir auf dem Smartphone die News anschauen, online kommunizieren und mich mit anderen austauschen. Welche Möglichkeit ein Smartphonebesitzer wählt, ist ganz klar.
Aber: Sobald eine bekannte Person in den Bus oder an die Haltestelle kommt, ist das Smartphone für mich zweitrangig. Vorfahrt hat derjenige, der da gerade angekommen ist. Meistens hat man irgendetwas zu quatschen, dann kann das Gerät gleich ganz verschwinden. Wenn es längere Zeit nichts mehr zu reden gibt, kann man ja mal wieder auf das Display schauen und mit dem weiter machen, womit man aufgehört hat. Oder – wenn man besonders höflich ist – bleibt das Smartphone dann eben in der Hosentasche, bis sich die Wege wieder trennen.
Ich vermute, dass der Blick auf das Smartphone von den unterschiedlichen Generationen unterschiedlich bewertet wird. Während er bei den älteren Generationen vermutlich ein Zeichen von Desinteresse und Ignoranz ist, hat er bei uns jungen Menschen meist keine große Bedeutung. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann kann ich das tun und mein Gegenüber wird das Smartphone vermutlich Smartphone sein lassen und sich mir zuwenden. Das habe ich zumindest in den meisten Fällen beobachtet.
Benachrichtigungen ohne Ende
Das Smartphone überbrückt also meistens Zeit auf mehr oder weniger sinnvolle Art und Weise.
Ob dieses “Zeit überbrücken” gesund oder gut ist, ist eine andere Sache. Viele Experten sind der Meinung, dass im Zeitalter des “immer erreichbar seins” zu viele Informationen über uns hereinbrechen, sodass wir am Ende das Tages mehr gestresst waren oder Informationen nur flüchtig und ungenau aufgenommen haben. Was den Stress angeht, sehe ich bei den Smartphones tatsächlich eine Gefahr. Hier eine SMS, da eine Nachricht, dort eine Mail und dann noch Breaking News, die alle unsere Aufmerksamkeit erfordern.
Man ist ständig gefordert. Beispielweise, weil man gerade von einem anderen “angeschrieben” wird oder weil es neue Kommentare zu einem Post in einem Social Network gibt. Meistens siegt dann die Neugier, wenn das Handy vibriert oder eine LED am Gehäuse aufblitzt und man ist schon wieder für einige Zeit abgelenkt. Wer schon mal das Handy bei der Arbeit neben sich liegen hatte, weiß wovon ich rede. ;)
Um dem Hagel an Nachrichten zumindest etwas zu entkommen, habe ich seit letztem Sommer keine Google Plus App mehr auf meinem Smartphone installiert und auch so manch andere App, die mich durch ihre permanenten Benachrichtigungen immer wieder unterbrochen oder abgelenkt hat, musste von meinem Androiden weichen. Wenn ich Lust auf Social Networking habe, öffne ich bewusst meinen mobilen Firefox und surfe meinen Diaspora Pod an. Die mobile Website reicht normalerweise völlig aus. Die Vorteile ohne App sind: Weniger Ablenkung durch Benachrichtigungen und weniger Posts, die aus Langeweile entstehen. ;) Meistens greife ich eh nur noch über meine Desktoprechner auf soziale Netzwerke zu.
Wenn eine Party langweilig ist, …
… werden oft die Smartphones gezückt. Merkwürdigerweise aber nicht nur, wenn die Stimmung gerade schlecht ist. Ich habe immer wieder Leute erlebt, die ankommen und sich via Handy direkt in Facebook einloggen, um mit anderen zu chatten oder irgendwelche Beiträge zu kommentieren. Etwas, was ich absolut nicht verstehen kann.
Wenn man doch schon eingeladen ist und die Chance hat, zu feiern… warum schottet man sich dann von den anderen ab und nimmt praktisch nicht mehr an der Party teil? Warum lässt man es nicht gleich bleiben und bleibt Zuhause?
Das ist nicht nur gegenüber dem Gastgeber unhöflich, sondern auch gegenüber den anderen Gästen.
Ich muss zugeben, dass ich auf der ein oder anderen Party auch schon mal kurz das Handy gezückt habe. Warum ich das getan habe, kann ich nicht sagen. Fest steht aber, dass auch ich mich nicht immer so verhalten habe, wie ich es mir von anderen wünsche. Irgendwann habe ich mir vorgenommen, das Smartphone in der Hosentasche zu lassen und möglichst nicht in die Hand zu nehmen. Es funktioniert tatsächlich, wenn man nur genug Selbstdisziplin hat. Und die Party macht gleich viel mehr Spaß.
In meinen Augen machen uns Smartphones nicht zwangsläufig abwesender, unsozialer oder egozentrischer. Es kommt auf die individuelle Person an, wie sie erzogen wurde und welche Einstellung sie selbst zu dem Thema hat. In meinem Umfeld ist die Situation lange nicht so schlimm, wie sie von manchen, oftmals hysterischen Eltern in irgendwelchen Talkshows skizziert wird. Es ist nicht so, dass man sich nicht mehr unterhält. Es ist nach wie vor so, dass man sich unterhält, wenn es etwas zu sagen gibt. Das Smartphone ist nicht der neue beste Freund des Menschen. Man muss nur aufpassen, dass der Blick auf das Display nicht zur Sucht wird.