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“Scroogled”– Microsoft macht sich über Google lustig und vergisst dabei den eigenen Datenschutz

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Microsoft verkauft Anti-Google-Fanartikel – Golem.de

“Schön ruhig bleiben – während wir deine Daten stehlen”, heißt es unter dem Google-Chrome-Logo. Das Motiv druckt Microsoft auf Kaffeetassen und T-Shirts.”

“Microsoft bietet in seinem Onlineshop Fanartikel an, die sich gegen den konkurrierenden Suchmaschinenbetreiber Google richten. Die Scroogled-Aufdrucke finden sich auf einer Kaffeetasse, einem Baseballcap auf verschiedenen T-Shirts und einem Hoodie.

Ja, Google sammelt Daten. Google sammelt viele Daten und hat einen mächtigen “Datenschatz”. Die extreme Sammlerei ist nervig, auch das stimmt. Und wir Nutzer sind uns in den seltensten Fällen darüber bewusst, welche Daten Google sammelt und analysiert.

Aber was ist mit Microsoft? Sammeln die etwa keine Daten über ihre Nutzer?

Mir fallen da gleich so Dinge wie Fehlerberichte und automatische Treiberdownloads ein, durch die Daten zum verwendeten System an Microsoft gelangen.

Wer dann noch ein Microsoft Konto hat, um auf diverse Downloads zugreifen zu können oder einfach nur Outlook.com bzw Hotmail-Kunde ist, ist ebenfalls von der Datenanalyse betroffen und wahrscheinlich noch stärker im Fokus. Denn mit einem Benutzerkonto lassen sich Informationen noch viel besser und effizienter kombinieren.

Auf seiner Datenschutzseite schreibt Microsoft:

“Microsoft collects and uses your personal information to operate and improve its sites and services. These uses include providing you with more effective customer service; making the sites or services easier to use by eliminating the need for you to repeatedly enter the same information; performing research and analysis aimed at improving our products, services and technologies; and displaying content and advertising that are customized to your interests and preferences.”

Ein eigenes Werbenetzwerk

Microsoft betreibt mit Yahoo zusammen das “Yahoo! Bing Network”, ein Werbenetzwerk wie Googles AdSense auch. Um erfolgreich Werben zu können, muss zuvor viel über den User bekannt sein. Dann kann die Werbung anhand von Alter, besuchten Seiten und Suchbegriffen sowie weiteren Parametern so an den Benutzer angepasst werden, dass eine hohe Klickrate für die Werbung erzielt wird.

Partner von Microsofts Werbenetzwerk sind z.B. die Jobbörse Monster, Facebook, CNBC und Amazon. Wer sich beispielsweise auf einer dieser Seiten aufhält, bekommt Werbung von Microsoft und Yahoo geliefert. Das Werbenetzwerk bekommt im Gegenzug Daten zum Benutzer über den Browser. Mithilfe dieser Daten kann z.B. zurückverfolgt werden, welche Seiten aufgerufen wurden, die ebenfalls Werbung aus dem Werbenetzwerk von Microsoft und Yahoo enthalten.

Zur Werbung heißt es auf den Seiten zum Datenschutz:

“Most of the online advertisements on Microsoft sites are displayed by Microsoft Advertising. When we display online advertisements to you, we will place one or more persistent cookies on your computer in order to recognize your computer each time we display an ad to you. Because we serve advertisements on our own websites as well as those of our advertising and publisher partners, we are able to compile information over time about the types of pages, content and ads you, or others who are using your computer, visited or viewed.”

… und weiter:

We also allow third-party ad companies, including other ad networks, to display advertisements on our sites. In some cases, these third parties may also place cookies on your computer. These companies currently include, but are not limited to: 24/7 Real Media, aCerno,Inc, AdBlade, AdConion, AdFusion, Advertising.com, AppNexus, Bane Media, Brand.net, CasaleMedia, Collective Media, Fox Interactive, Interclick, Millennial, PrecisionClick, ROI Media, Social Media, SpecificMedia, TrafficMarketplace, Tribal Fusion, ValueClick, Yahoo!, YuMe, and Zumobi.”

Außerdem sind bei Microsoft anscheinend auch Zählpixel angesagt, und zwar in E-Mails und Websites:

“Microsoft Web pages may contain electronic images known as Web beacons – sometimes called single-pixel gifs – that may be used to assist in delivering cookies on our sites and allow us to count users who have visited those pages and to deliver co-branded services. We may include Web beacons in promotional e-mail messages or our newsletters in order to determine whether messages have been opened and acted upon. [...]

Finally, we may work with other companies that advertise on Microsoft sites to place Web beacons on their sites in order to allow us to develop statistics on how often clicking on an advertisement on a Microsoft site results in a purchase or other action on the advertiser’s site.”

Durch Zählpixel in E-Mails, die beispielsweise wegen Produktankündigungen oder Benachrichtigungen zu Kalenderereignissen verschickt werden, können Informationen zu E-Mail Client, IP und Betriebssystem gesammelt werden. Zählpixel sind kleine, unsichtbare Grafiken in Form eines GIFs, das in einer E-Mail versteckt ist. Dieses GIF wird aber nicht direkt mit der E-Mail ausgeliefert, sondern von einem Microsoft Server nachgeladen, sodass die entsprechenden Infos über das anfragende Programm (Browser oder E-Mail Client) ausgelesen werden können.

Hier noch einmal zusammengefasst:

“• At some Microsoft sites, we ask you to provide personal information, such as your e-mail address, name, home or work address, or telephone number. We may also collect demographic information, such as your ZIP code, age, gender, preferences, interests and favorites. If you choose to make a purchase or sign up for a paid subscription service, we will ask for additional information, such as your credit card number and billing address.

We collect additional information about your interaction with Microsoft sites and services without identifying you as an individual. For example, we receive certain standard information that your browser sends to every website you visit, such as your IP address, browser type and language, access times and referring Web site addresses. We also use Web site analytics tools on our sites to retrieve information from your browser, including the site you came from, the search engine(s) and the keywords you used to find our site, the pages you view within our site, your browser add-ons, and your browser’s width and height.

• We use technologies, such as cookies and web beacons (described below), to collect information about the pages you view, the links you click and other actions you take on our sites and services.

We also deliver advertisements (see the Display of Advertising section below) and provide Web site analytics tools on non-Microsoft sites and services, and we collect information about page views on these third party sites as well.

• When you receive newsletters or promotional e-mail from Microsoft, we may use web beacons (described below), customized links or similar technologies to determine whether the e-mail has been opened and which links you click in order to provide you more focused e-mail communications or other information.

In order to offer you a more consistent and personalized experience in your interactions with Microsoft, information collected through one Microsoft service may be combined with information obtained through other Microsoft services. We may also supplement the information we collect with information obtained from other companies. For example, we may use services from other companies that enable us to derive a general geographic area based on your IP address in order to customize certain services to your geographic area.”

Tracking mit Bing Webmaster Tools

Dazu kommt noch, dass Microsoft sein eigenes Webanalyse ToolBing Webmaster Tools” betreibt, das ein Konkurrenzprodukt zu Googles beliebtem “Google Analytics” darstellt. Speziell diese Tools stellen eine besondere Gefahr für die Privatsphäre dar. Warum? Ganz einfach: Wenn ein Websitebetreiber Bing Webmaster Tools einsetzt, um die Interessen seiner Besucher genauer zu studieren, bekommt nicht nur er Daten zu seinen Besuchern, sondern auch Microsoft darf sich über zusätzliche Informationen freuen. Mit Cookies könnte in vielen Fällen ziemlich genau nachvollzogen werden, auf welchen Seiten ein bestimmter Nutzer unterwegs war.

User Tracking – Ein Beispiel

Angenommen du suchst über die Suchmaschine Bing oder über Yahoo (Das auch die Bing Suche nutzt) nach “Fahrrad günstig kaufen”: Dann hätte Microsoft im ersten Schritt konkrete Suchbegriffe, die analysiert werden können. Die Begriffe “kaufen” und “Fahrrad” bedeuten für die Suchmaschine: Hier will jemand ein Fahrrad kaufen. Der Nutzer wird mit einem Cookie markiert. Du stößt dann vielleicht auf ein interessantes Suchergebnis. Das Ergebnis wird angeklickt und du landest in einem Onlineshop mit Yahoo! Bing Network-Werbung. Die Werbung in Shop wiederum meldet sich bei Microsoft: “Hier gibt es einen User mit der Kennung XYZ, der von der Bing Suche kommt und sich in einem Fahrrad Onlineshop befindet.” Dieselbe Aktion – nämlich der Klick auf das Suchergebnis – konnte zuvor bereits von der Suchmaschine registriert werden – ist also verifiziert. Du setzt dann vielleicht seine Suche im Internet noch ein wenig fort. Dabei wird bekannt, dass du dein Interesse an einem Fahrrad nicht verloren hast und Microsoft’s Werbenetzwerk vefolgt dich von Seite zu Seite. Ermöglicht wird das durch Werbung und/oder das Webmaster Analysetool, welches auf anderen Websites eingebettet ist. Schließlich entscheidest du dich, am nächsten Tag doch ein herkömmliches Fahrradgeschäft aufzusuchen und beendest deine Suche im Internet.

Jetzt rufst du weitere Websites auf, z.B. Facebook. Facebook ist bekannt für die viele Werbung und wie oben bereits erwähnt wird auch Werbung aus dem Yahoo Bing Network angezeigt. Nun werden dir Anzeigen zu verschiedenen Fahrrädern angezeigt, die dich wiederum in diverse Onlineshops führen sollen. Du hast dich aber entschieden und willst immer noch das Fahrradgeschäft aufsuchen. Um das nächste Geschäft in deiner Stadt zu finden, suchst du auf Bing Maps nach “Fahrradshop”. Am nächsten Tag machst du dich auf und kaufst ein Fahrrad deiner Wahl. Du kommst Zuhause an, merkst, dass du vergessen hast, einen Helm zu kaufen und willst nachsehen ob du auf Amazon einen günstigen Helm finden kannst. Du brauchst aber gar nicht erst zu suchen, denn die Anzeigen auf Amazon und anderen Websites bieten dir bereits einen Helm an…

… das alles ist nicht übertrieben und technisch problemlos möglich – Ja, sogar gängige Praxis. Die Maschinen der Werbenetzwerk Betreibenden sind intelligenter und effizienter als viele von uns denken. Damit sie funktionieren, müssen sie mit so vielen Informationen gefüttert werden, wie nur möglich.

Fazit

Microsoft nutzt das Negativimage Googles gezielt für eigene Marketingzwecke – betreibt aber selbst ein großes und bedeutendes Online-Werbenetzwerk. Zu den von Microsoft gesammelten Informationen gehören z.B. E-Mail Adresse, Name, genauer Wohnort, Telefonnummer, Alter, Geschlecht, Kreditkartennummer und Interessen, was Suchanfragen an die Suchmaschine Bing mit einschließt. Ein Teil davon muss natürlich für bestimmte Vorgänge (z.B. Käufe) vorliegen… aber dann sind da ja auch noch all die Informationen, die man nicht so bewusst an Microsoft gibt: Suchanfragen, aufgerufene Websites, IPs, installierte Browsererweiterungen, Spracheinstellungen und alle anderen Daten, die ein Browser hergibt.

Werbung lässt sich nicht rentabel schalten, wenn die Zielgruppe bzw die Zielperson nicht genau bekannt ist. Es ist also völlig klar, dass so viele Daten über User gesammelt werden, wie nur möglich. Auch Microsoft hat meiner Meinung nach die Bezeichnung “Datenkrake” verdient und damit kein Stück besser als sein Konkurrent Google. Eine absolut schwachsinnige Kampagne also, in der Microsoft sich auf eine ziemlich unsportliche Art und Weise über Google lustig macht und im selben Moment seine eigenen Nutzer bis ins Detail analysiert.

 

Quellen: http://yahoobingnetwork.com/en/about | http://privacy.microsoft.com/en-us/fullnotice.mspx


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