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Werbeplattform Schule? – Mehr Open Source Software in der Schule für Chancengleichheit und Neutralität!

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Wer von euch hat schon mal eine Schule gesehen, in der ausschließlich Open Source Software für den Unterricht (Informatik oder andere Fächer) genutzt wird?

Nach wie vor kommt in Schulen fast nur kommerzielle Software – vor allem aus dem Hause Microsoft – zum Einsatz. Meist veraltete Windows XP Rechner ohne vernünftigen Virenschutz, die für die Haupeinsatzzwecke “Programmieren” und “im Internet surfen” völlig overpowered sind bzw Unmengen Strom fressen, ohne dass man davon einen Nutzen hat.

(C) HazelGHC

“A computer lab in s small privat college” (C) HazelGHC, Wikimedia Commons

An meiner Schule, die ich jetzt noch ein halbes Jahr besuchen darf, ist die Situation ähnlich. Wir haben ca. 208 Workstations, alle mit Windows XP ausgestattet. Vom Einschalten einer Workstation bis zum fertig geladenen Desktop können je nach Netzwerkauslastung schon mal 10 Minuten (!) vergehen. Windows XP reagiert träge, die Anwendungen laufen häufig langsam. Und wie gesagt – bis ein Computer für den Unterricht bereit steht, wird oft ein fünftel der Zeit oder mehr verschwendet. Zeit, die man sinnvoller nutzen könnte.

Auf den Rechner sind verschiedene Anwendungen vorinstalliert: Der Standard Win XP Anwendungen (darunter leider auch der Internet Explorer 6), aber zu meinem Stolz auch ein paar Open Source Programme wie z.B. Scribus, der VLC Media Player, Mozilla Firefox und Apache Open Office.
Dennoch bin ich mit dem Setup nicht zufrieden. Unsere Schule zeigt zwar, dass sie auch Open Source kann, aber meiner Meinung nach ist damit noch nicht genug getan. So viel wie nur irgendwie möglich sollte quelloffene Software sein.

Warum? Das will ich in diesem Beitrag erklären.

Einsatzgebiete mit OSS vollkommen abgedeckt

Warum sollte man die Schulrechner denn eigentlich nicht alle auf ein Linux Betriebssystem und darauf laufender Open Source Programme umstellen? Anwendungen aus der quelloffenen, freien Welt der Software sind mittlerweile mindestens auf Augenhöhe mit dem Durchschnitt der kommerziellen bzw Closed Source Anwendungen. Speziell Linux Betriebssysteme haben riesige Fortschritte gemacht, was Hardwareunterstützung und Benutzerfreundlichkeit angeht. Als Beispiel für eine DAU-taugliche Linux Distribution sei an dieser Stelle Ubuntu genannt. Dieses kann entweder mit der Standard Unity Oberfläche betrieben werden oder mit jeder weiteren Desktopumgebung.

Wieso sollte man keine freien Alternativen nutzen, wenn sie existieren und für die Aufgaben, die in der Schule anfallen, völlig ausreichen? Im Schulalltag wird folgendes gemacht: Vor allem im Internet gesurft, Dokumente geschrieben und programmiert. Programmiert wird fast immer in Java oder Python. Beides Sprachen, die man unter Linux ohne Probleme nutzen kann. Das war’s auch schon. Mehr wird i.d.R. nicht an Schulrechnern gemacht.

Eine Umstellung auf den “Open Source Betrieb” würde die Nutzungsmöglichkeiten oder den Unterricht absolut nicht einschränken.

Ubuntu Unity Desktop, (C) Miquel Adroer, Wikimedia Commons

Ubuntu Unity Desktop, (C) Miquel Adroer, Wikimedia Commons

Mehr Sicherheit im Schulnetz

Wie anfangs schon erwähnt, sind viele Schulnetzwerke völlig veraltet und sicherheitstechnisch gesehen eine Katastrophe. Windows XP, IE6 und kein vernünftiger Virenschutz. Eine löchrige Firewall, irgendwelche Software für die Workstation-Verwaltung, die noch mehr Lücken ins System reißt – das muss doch alles nicht sein. Aktuelle Software würde zwar viele Sicherheitsprobleme beheben, kostet aber viel Geld. Dazu später mehr.

Wäre es nicht sinnvoller, auf ein Betriebssystem zu setzen, dass auf dem Linux Kernel basiert und damit resistent gegen die üblichen Bedrohungen ist? Für Linux gab es in der Geschichte bisher nur einen einzigen Virus, der gefährlich werden konnte. Der Haken: Man musste ihn sich selbst von Hand installieren. Sehr praxistauglich… ;)
Es gibt nach wie vor keine ernst zu nehmenden Bedrohungen für Linuxsysteme, ganz im Gegensatz zu Systemen der Windowswelt. Hier wimmelt es nur vor Viren, Trojanern und anderer Malware, die man sich entweder über das Internet einfängt oder über USB Sticks.

Ein Schulnetzwerk muss das Paradies für jeden Virus sein. Sehr viele Rechner, die über ein Netzwerk direkt miteinander verbunden sind. Unerfahrene Schüler, die bei der Recherche im Internet alles mögliche anklicken, was ihnen unterkommt. Schüler, die ihre Dateien via USB Zuhause auf den Rechner übertragen und umgekehrt. Ich will gar nicht wissen, welche Malware sich auf Schulrechner herumtreibt und so seinen Weg auf den heimischen PC des Nutzers findet. Oder umgekehrt: Hunderte Schüler füttern das Schulnetz täglich mit frischer Malware von Zuhause.

Mit aktueller Open Source Software und einem Linux-basiertem Betriebssystem wäre die Sicherheitslage an Schulen bezüglich des Schulnetzwerkes deutlich besser – vor allem auch, weil kostenlos und schnell neue, verbesserte Software eingespielt werden kann. Zu den kostenlosen Softwareupdates aber später noch mehr…

Unterstützung der Open Source Gemeinde

Ein Punkt, der oftmals nicht berücksichtigt wird. Die Open Source Gemeinde lebt von Freiwilligen, die die Ergebnisse ihre Arbeit anderen frei und kostenlos zur Verfügung stellen. Das Zusammenleben in dieser Gemeinde besteht aus einem ständigen “Geben und Nehmen”: Jemand hat eine Idee, ein anderer setzt sie vielleicht um und ein dritter testet sie. Viele Menschen nutzen diese Software und melden Fehler, sodass sie weiter verbessert werden kann. Jeder kann in dieser Welt mithelfen und sich engagieren, egal ob derjenige programmieren kann oder nicht. Helfen kann man z.B. auch mit Übersetzungen, dem Melden von Fehlern oder mit Verbesserungsvorschlägen und neuen Ideen.

Dasselbe gilt auch für Schulen. Wenn eine Schule für einen bestimmten Zweck keine passende Software finden sollte, ist sie selbst gefragt. Solche Anwendungen können dann entweder in Auftrag gegeben werden oder die eigenen Schüler werden mit dem Lösen eines bestimmten Problems beschäftigt. In eigens dafür eingerichteten Kursen oder Seminaren könnten die Schüler selbst Mitwirken und eigene Software schreiben, die dann wiederum an andere Schulen frei verteilt wird. Die Beziehungen der Schulen untereinander und die Bindung zur Open Source Gemeinschaft würden dadurch gestärkt und interessierte Schüler könnten ihre eigene Kreativität ausleben.

So können Schulen einerseits von der Software anderer kostenlos profitieren, aber gleichzeitig auch etwas an die Gemeinschaft “zurückgeben” indem eigene Software der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird.

Weniger Kosten durch quelloffene Software

MiMux, (C) ScotXW, Wikimedia Commons

MiMux, (C) ScotXW, Wikimedia Commons

Die Stadt München und Frankreich machen es vor: Der Einsatz von quelloffener Software senkt die Lizenzkosten drastisch und rechnet sich. Sogar das Militär Frankreichs stellt auf Open Source Infrastruktur um und spart sich dadurch Unsummen an finanziellen Mitteln, die dann an anderer Stelle verwendet werden können.

Auch München spart durch dein Einsatz eigener Software wie z.B. “LiMux” (Abgewandelte Version von Ubuntu 12.04) laut eines Berichts etwa 10 Millionen Euro im Jahr! Microsoft lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und gibt eine Studie bei HP in Auftrag, die das Gegenteil beweisen soll. Dabei werden aber vollkommen übertriebene Annahmen als Rechenbasis verwendet, sodass die Studie in die Tonne getreten werden darf. Die Neutralität dieser Studie ist sowieso nicht gegeben, denn an ihnen waren zwei Firmen mit großen kommerziellem Interesse beteiligt. Ist ja völlig klar, dass die sich die Zahlen besonders schön rechnen. ;)

Der Einsatz von Linux Betriebssystemen und Open Source Software spart also erwiesenermaßen sehr viel Geld. Aber nicht nur bei der Anschaffung von Software kann gespart werden: Auch die zukünftigen Updates und Upgrades müssen bei der Berechnung der Rentabilität mit einbezogen werden.

Während Microsoft für jede neue Windows Version viel Geld verlangt, sind Upgrades von Linux-Betriebssystemen wie z.B. Ubuntu vollkommen kostenlos. Auch Upgrades und Updates für reguläre Anwendungen wie Firefox und LibreOffice sind kostenfrei. Das hat neben der massiven Einsparung von Kosten noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Wenn Updates kostenlos und schnell zur Verfügung stehen, kann die Software auf den Schulrechnern zeitnah aktualisiert werden, sodass Sicherheitsprobleme schnell gelöst werden können. Und das, ohne zehntausende Euro für neue Softwareversionen an Microsoft und Co zu verschießen.

Durch Open Source Software ist man mit den Computern der Schule immer am Puls der Zeit und top aktuell. Aktuelle Kernel, aktuelle Anwendungen mit zeitgemäßer Funktionalität: Alles kostenlos. Das dadurch eingesparte Geld könnte in diesem Fall an wichtigere Projekte fließen oder alternativ zum Ausbau der Hardware-Infrastruktur der Schule genutzt werden.

Hardwarekosten sparen mit OSS

Ergänzend zu den Sparmaßnahmen im Bereich der Software kann auch an der Hardware gespart werden.

Windows ist für seinen großen Ressourcenhunger bekannt. Damit ein Anwender zügig arbeiten kann, ist schnelle Hardware von Nöten. Anders sieht die Situation im Bereich der Linuxwelt aus: Hier reichen oft schon sehr schwache Rechner aus, um vernünftig arbeiten zu können. Ich behaupte sogar: Bereits ein übertaktetes Raspberry Pi mit Raspbian und dem LXDE Desktop würde für Schulzwecke ausreichen. Ein Raspberry Pi kostet mit ~50€ nur einen Bruchteil “normaler” Desktoprechner, die meistens irgendwo im Bereich zwischen 300 und 400 Euro liegen.

Ein geöffnetes Raspberry Pi: Etwa Kreditkartengröße.

Ein geöffnetes Raspberry Pi: Etwa Kreditkartengröße.

Die Anschaffungskosten lassen sich also dank Linux ein ganzes Stück nach unten drücken. Weil Linux aber auch auf älterer Hardware noch flott läuft, können neue Investitionen in die Hardware zeitlich aufgeschoben werden und ein Austausch der Computer muss weniger häufig stattfinden. Allein durch das Ausnutzen älterer Hardware ließe sich viel Geld sparen.

Ein Kleinstrechner wie das Raspberry Pi reicht für die Nutzung in der Schule in den meisten Fällen aus. Weil diese kleinen Rechner deutlich weniger Strom im Betrieb brauchen als größere Desktopsysteme, kann auch bei den laufenden Kosten bedeutend viel Geld gespart werden. Ein Raspberry Pi braucht etwa 4-5 Watt, während ein durchschnittliches Desktopsystem im Leerlauf schon etwa 60-80 Watt vernichtet. Netter Nebeneffekt: Im Computerraum wird es wegen der geringeren Leistungsaufnahme leiser und kühler… ;)

Mit Linux-basierten Betriebssystemen kann ältere Hardware bei gleicher Qualität länger genutzt werden, neue Hardware kann günstig erworben werden und auch beim Stromverbrauch gibt es großes Einsparpotential.

Die Schule als Werbeinstitution für Microsoft

Das mysteriöse "schwarze Fenster".

Das mysteriöse “schwarze Fenster”.

Für viele Schüler ist “Computer” oder “PC” gleichbedeutend mit einem Rechner mit Windows Betriebssystem und installiertem MS Office Paket. Immer wieder wurde ich von Mitschülern gefragt, was ich denn da auf meinem Ultrabook (welches mit Arch Linux ausgestattet ist) eigentlich in dieses schwarze Fenster eingebe und ob das nicht völlig veraltet wäre. Ich wurde aber auch gefragt, was das für ein cooler Desktop (GNOME) sei, den ich da habe… und warum bei mir alles anders aussehen würde. Wenn ich ihnen dann erzähle, dass das ein Linux System sei, gibt es in den meisten Fällen zwei Reaktionen:

  1. Ich werde ausgelacht, weil der jeweils andere ganz genau weiß, dass sein Windows System unterlegen ist ;) )
  2. Mein Gegenüber hat absolut keine Ahnung was dieses “Linux” ist.

Die zweite Reaktion tritt leider immer noch häufig ein. Das Problem ist folgendes:

Viel zu viele Menschen haben noch nie von Alternativen zu Windows gehört. Wie bereits beschrieben – bei den meisten ist “Computer” gleichbedeutend mit “Windows-System”. Wenn ihnen dann jemand etwas von einem alternativen Betriebssystem erzählt, darf man erst einmal erklären, was ein Betriebssystem ist und dass Windows nur eines von vielen ist. Zu wenige Menschen wissen, dass es gute Alternativen zu Windows oder MS Office gibt.

Die große Beliebtheit lässt sich ganz einfach erklären: Windows war einmal das erste Betriebssystem, das DAU-tauglich war und das jeder einigermaßen schnell bedienen konnte. Das war mal. Seitdem wurden sämtliche PCs, die man kaufen konnte, mit vorinstalliertem Windows in der jeweils aktuellen Version ausgeliefert. Windows hat sich “eingebürgert” und somit seinen Status als “das Betriebssystem” erreicht. Die Zeiten haben sich aber geändert: Auch Linux kann mittlerweile (je nach Distribution unterschiedlich) als benutzerfreundlich bezeichnet werden. Allen voran Ubuntu. So mancher Linuxer hat seinem 60-jährigen Vater schon Ubuntu installiert, und dieser ist in vielen Fällen sogar besser damit zurecht gekommen als mit Windows.

Bleibt festzuhalten: Windows ist nicht so bekannt, weil es vermeintlich besser als die Konkurrenz ist, sondern weil die Menschen keine Alternativen kennen oder sich umstellen wollen.

Kleine Bemerkung am Rande: Das ist doch fast wie bei den C-Parteien: Fast keiner von ihren Wählern weiß genau, was eigentlich im Programm steht, aber die meisten wählen sie, weil sie sie schon immer gewählt haben. Alternative Parteien haben keine Chance, weil sich viele Leute nicht an etwas neues gewöhnen wollen.

Zurück zur Schule.
Indem in der Schule ebenfalls auf veralteten Idealen aufgebaut wird – also auf Windows Systemen mit z.T. kommerziellen Anwendungen – werden diese Überzeugungen und Ideen auf die Schüler übertragen. Schüler kennen Windows von Zuhause und werden in der Schule in ihrer Annahme, dass Windows und MS Office “das einzig wahre” seien, bestätigt. In Grunde betreibt jede Schule, die rein auf MS-eigene Software setzt, gerade zu Werbung für diesen Konzern, ohne dass dieser auch nur irgendeine Gegenleitung bringen muss. Toll für Microsoft, denn die jungen Menschen werden unterschwellig dazu erzogen, kommerzielle Software von MS zu nutzen um von der vermeintlich höheren Qualität zu profitieren und kostenlose Alternativen zu meiden bzw. erst gar nicht danach zu suchen.

Leider musste ich des öfteren schon selbst erfahren, dass meine Open Source Arbeitsumgebungen von Mitschülern aus den absurdesten Gründen niedergemacht werden. Sprüche wie “Das ist doch nicht gescheites”, “Kauf dir mal was besseres” oder “hat hier jemand auch nen richtigen Computer?” sind an der Tagesordnung. Typische Beispiele von unterschwelliger Indoktrination durch Mitschüler, Lehrer, Eltern und natürlich Werbung. Wenn ich dann manchmal die Chance bekomme, diesen Kritikern mein System vorzuführen, ist sogar der ein oder andere total begeistert und “will das auch”. Der Großteil jedoch ist noch nicht einmal bereit, sich Alternativen anzusehen. Ganz einfach aus dem Grund, weil er annimmt, sowieso nichts zu verpassen und sich der Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, bewusst selbst in den Weg stellt.

Ich will den Einfluss der Schule auf die privaten Gewohnheiten Anhand eines Beispiels erläutern:
Vor ein paar Tagen wurde ich von einem Verwandten gebeten, ein altes Notebook neu aufzusetzen, weil dieses schon sehr langsam und nicht mehr auf dem aktuellen Stand war. Das Notebook sollte danach als “Schulrechner” an den jungen Sohn weitergegeben werden. Internet und Office wird von dem Schüler gebraucht. Nicht mehr und nicht weniger. Da sind mir sofort die Vorzüge eines schlanken und schnellen Ubuntu-Notebooks gekommen und ich habe dem Vater erklärt, dass es in vielerlei Hinsicht sinnvoll sei, das Notebook mit Ubuntu statt Windows XP oder Win7 auszustatten: Keine neue Lizenz, ein schnelles, einfaches System, an dem man nicht viel kaputt machen kann und eigentlich super geeignet für einen jungen Schüler, der den Umgang mit dem PC und dem Internet erlernen soll. Dazu wird kein Virenschutz benötigt und der Junge kann im Internet surfen, ohne gleich den ganzen Haushalt mit Viren zu versorgen.

Die Reaktion des Vaters war ebenso enttäuschend wie auch verständlich. Er meinte, er habe gehört dass Linux sehr gut sei und würde meinen Vorschlag gut verstehen. Er habe aber die Sorge, dass sein Sohn dem Unterricht in der Schule nicht mehr folgen könne. In der Schule würde Windows und MS Office eingesetzt werden und mit einem Ubuntu Notebook mit LibreOffice sei der Unterschied für einen “Computer-Neuling” zu groß und eher hinderlich.

Dazu muss ich sagen: Ich kann den Vater absolut verstehen. In der Tat ist es für einen Anfänger schwierig, in der Schule mit einem anderen Setup zu arbeiten als Zuhause und daraus resultierende schlechtere Leistungen im Unterricht und in Prüfungen sind es nicht wert. Es mag für einen erfahreneren User kein Problem sein, mit zwei verschiedenen Setups zurechtzukommen, weil die meisten Bedienkonzepte sehr ähnlich sind… aber für einen jungen Schüler ist die Situation eine ganz andere. Die Familie ist quasi gezwungen, jetzt für viel Geld eine neue Windows Lizenz und eine Office Lizenz zu erwerben. Und das nur, weil die Schule sich auf Windows mit Office beschränkt.

Eine Schule darf in meinen Augen keinen Quasi-Monopolisten wie Microsoft aktiv unterstützen. Genau das ist aber Realität: Durch den Erwerb von teuren Softwarelizenzen und der Bewerbung von kommerziellen Anwendungen – sei es aktiv durch eine Lehrkraft oder passiv, nur durch ständige Benutzung einer Anwendung – wird der Monopolist Microsoft in seiner markbeherrschenden Situation gehalten, obwohl es freie Alternativen gibt, die mindestens auf Augenhöhe mit Produkten aus dem Hause Microsoft liegen.

Eine Schule hat nicht die Aufgabe, Werbung für einen Konzern zu machen, sondern die Mission, Schüler zu gut ausgebildeten, kritischen und neugierigen Menschen zu erziehen. Genau das machen die meisten Schulen aber gerade nicht und verfehlen damit in meinen Augen das Ziel unseres Bildungssystems.

Freie Software für mehr Chancengleichheit

Die Familie, die mich um die Neuinstallation eines Betriebssystems gebeten hat, muss jetzt eine Menge Geld in die Hand nehmen damit ihr Sohn dem Unterricht folgen kann und die Chance hat, gute Leistungen zu erreichen.

Das ist doch nicht fair? Gab es da nicht das Prinzip der Chancengleichheit, nach dem jede Schule zu handeln hat? Jeder Schüler soll möglichst dieselbe Chance auf eine gute Ausbildung haben, ganz unabhängig von Nationalität, Stand und Status in der Gesellschaft und finanziellen Mitteln.

Diese Prinzip der Chancengleichheit wird in der Realität aber nur halbherzig umgesetzt.

Das musste ich auch in der eigenen Familie erfahren. Meine kleinere Schwester hat die Schule gewechselt und besucht nun eine Schule, in der für den IT Unterricht einzig und allein Microsoft Office 2010 verwendet wird. Wegen dem Schulwechsel muss sie ein Jahr IT Unterricht nachholen, während der reguläre Unterricht weiter stattfindet. Sie hat von der Lehrkraft Unterlagen bekommen, die die Funktionsweise von MS Office anhand von Screenshots erläutern. Da wir hier im Haus das freie LibreOffice verwenden, haben wir zuerst versucht, die Bedienung von Office 2010 auf LibreOffice zu übertragen. Das hat aber nicht zufriedenstellend funktioniert, weil die Menüs in LibreOffice anders aufgebaut sind und einzelne Funktionen andere Bezeichnungen tragen bzw. nicht genauso funktionieren, wie es in MS Office 2010 der Fall ist. Nach ein paar Wochen haben wir schließlich aufgegeben, weil meine Schwester die Kenntnisse aus LibreOffice nicht direkt auf Office 2010 anwenden konnte und im Unterricht sowie den Prüfungen entsprechend benachteiligt war. Jetzt haben wir Office 2010 gekauft. Nicht weil wir wollten, sondern weil wir mussten.

Ich halte es für absolut unsozial, wie einige Schulen ihre Schüler direkt oder indirekt zwingen, Office Programme aus dem Hause Microsoft zu nutzen. Die Ausrede “… aber das wird ja im Berufsleben auch genutzt” kann ich nicht gelten lassen. Natürlich ist das genau in diesem Moment vielleicht noch der Fall. Aber die Zeiten ändern sich und wer sagt wenn, dass Microsoft seine Benutzeroberfläche in der nächsten Office Version nicht wieder komplett umkrempelt? Dann wären wir auch wieder bei veränderten Menüs und Bezeichnungen. Früher oder später muss man sich sowieso an andere Software anpassen.

Wieso nutzt man in der Schule also nicht gleich eine Office Suite, die sich jeder leisten kann, weil sie kostenlos ist? Mit einer freien Alternative wie LibreOffice hat jeder Schüler dieselbe Ausgangssituation und auch dieselben Chancen. Ganz egal, wie viel die Haushaltskasse am Ende des Monats noch hergibt. Wieso müssen sich Schüler teure Software von einem Monopolisten kaufen, um am Ende auch nicht weiter zu sein, als mit einer Alternative aus der Open Source Welt? Ich sehe keinen Sinn darin, sich in der Schule auf kommerzielle, teure Software zu spezialisieren, weil es nicht darum geht, dem Umgang mit genau einem einzigen Programm zu erlernen, sondern darum, das Prinzip zu verstehen und Erlerntes dann später auf andere Benutzeroberflächen übertragen zu können. Es macht schlichtweg keinen Sinn, aus Basis dafür kostenpflichtige Anwendungen zu nutzen.

Gleichzeitig werden Familien mit schwachem finanziellem Haushalt gezielt diskriminiert und benachteiligt. Wollen wir das? Muss das sein? Ich bin der Überzeugung, dass das nicht sein darf, und dass man mit der Nutzung von freier Software einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung macht.

Gleiche Chancen für alle. Auch dafür steht Open Source.

Fazit

Ich appelliere mit diesem Beitrag an alle Lehrer, Eltern, Schulleiter und sonstige Verantwortlichen:

Setzt im Schulumfeld auf Open Source! Öffnet eure Systeme, beteiligt euch an der sozialen Welt der freien Software und spart Geld, indem ihr genau analysiert, was ihr braucht und was ihr nicht braucht!

An Deutschlands Schulen gibt es ungemeines Einsparpotential im Bereich der IT. Jährlich werden wahrscheinlich zig Millionen Euro Bildungsgelder verheizt, ohne dass man davon irgendeinen Vorteil hat. Diese Geld wird an so vielen Stellen dringender gebraucht!

Sprecht mit den Schulleitern darüber, mit den Eltern und geht im Unterricht mit den Schülern auf dieses Thema ein! Überlegt zusammen, wie man die IT Struktur der jeweiligen Schule effizienter gestalten kann. Und wichtig: Sagt es weiter! Aus diesem Grund habe ich diesen Beitrag geschrieben. Ich will möglichst viele Menschen erreichen und zum Nachdenken und Handeln aufrufen!

München und Frankreich zeigen, wie es geht und vor allem dass es geht. Also packt gemeinsam an und macht die IT in eurer Schule effizienter, freier und fairer!


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