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Vorerst kein Diaspora mehr für mich

Nachdem ich im Sommer diesen Jahres meine Aktivitäten im sozialen Netzwerk Diaspora schon pausiert hatte, habe ich vor ein paar Tagen meinen Account deaktiviert. Ich will hier kurz begründen, wieso ich meine social Networking Aktivitäten heruntergefahren habe bzw. im Diaspora Netzwerk nicht mehr aktiv war und wohl auch nicht mehr so schnell aktiv sein werde.

Social Networking kann ein Zeitfresser sein

Letztes Jahr (damals noch mit eigenem Diaspora-Server) war ich sehr aktiv im Netzwerk. Ich habe einen großen Teil meiner Freizeit damit verbracht, durch den Stream zu scrollen, zu liken, zu kommentieren, und eigene Posts (mal mehr, mal weniger wertvoll) zu verfassen. Neue Benachrichtigungen waren etwas tolles, das man sich gleich ansehen und darauf reagieren wollte. Es ist fast zu einer Sucht geworden: Den Stream aktualisieren, bis ein neuer Post eintrifft, die Benachrichtigungen beobachten und möglichst zeitnah zu antworten. Vielleicht erkennt sich da ja auch so manch anderer Diaspora-Nutzer wieder?

Seitdem ich kein social Networking mehr betreibe, kann ich mich wieder anderen Dingen widmen – der Zeitgewinn ist beachtenswert.

Diaspora als Newsfeed

Ein großer Teil der Posts im Netzwerk hatte nur einen Zweck: Nachrichten weiterverbreiten. Der Stream war voll mit News  – egal zu welchem Thema. Manchmal wurde das kurz noch kommentiert – oft aber auch nicht oder nicht besonders ausführlich. Am Ende des Tages war der Stream häufig geflutet mit denselben Meldungen, und persönliche Inhalte gingen darin unter. Diaspora war dann mehr wie ein Feedreader, in den man sämtliche Nachrichtenquellen eingepflegt hatte. News lese ich lieber über meinen RSS-Feedreader. Auf einen Post, der nur einen Link zu einem Newsportal beinhaltet, garniert mit ein paar Hashtags, kann ich verzichten. Vor allem der Umstand, dass man dieselben News oft mehrmals im Stream hatte, hat mich gestört.

Das Klima

Mein wichtigster Grund für den Ausstieg ist aber das soziale Klima bei Diaspora. Die meisten User sind zwar sehr freundlich, aber es sind häufig die Inhalte, die mich gestört haben.

Zum einen wäre da die ständige (Selbst-)Beweihräucherung. Diaspora ist so toll, Diaspora ist das beste (und nein, so toll ist es nicht – aber dazu kommen wir später). Nebenher hatte man ständig „Anti-Facebook“ Posts im Stream. Liebe Leute… Was nützt ein Anti-Facebook Post in einem Netzwerk, in dem so gut wie niemand auf Facebook vertreten ist? Dass Facebook doof ist, wissen wir alle. Aber das brauche ich nicht jeden Tag 5x im Stream. Genauso wenig brauche ich tägliche Lobeshymnen auf Linux und die Open Source Welt oder das permanente Gemecker, wenn jemand Closed Source Software verlinkt oder lobt. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Teile der Community wären in eine Stallman’sche Sekte eingetreten.

Ähnlich verhält es sich mit dem politischen Bild, das durch Diaspora überwiegend transportiert wird. Dass so gut wie alle User politisch links stehen, stört mich nicht. Was mich aber stört, sind die vielen radikalen Linksextremisten, die einem im Netzwerk immer und immer wieder begegnen und einem ihre Lebenseinstellung oder ihre Ideale aufzwingen wollen. Israel wegen seiner Politik kritisieren? Geht nicht. Schließlich leben dort Juden, und die darf man nicht kritisieren. Schon gar nicht als Deutscher, der ja quasi eine Erbsünde mit sich trägt.

Ich habe mich zu oft in einem politischen Milieu wiedergefunden, das ich ablehne: Ein Milieu, in dem sture, oftmals unrealistische Forderungen ohne Kompromissbereitschaft geäußert wurden.

Technisches

Technisch gab es zum Zeitpunkt der Pausierung meiner Aktivitäten auch einige Punkte, die mich gestört haben: Ein überbreites Seitenlayout, welches die Lesbarkeit verschlechtert hat, keine automatische Aktualisierung der Posts, fehlerhafte Kommentarübertragung und daraus folgende, zerrissene, unvollständige Diskussionen, eine schon so gut wie immer fehlende, automatische Aktualisierung der Benachrichtigungen …

… und die Tatsache, dass man mit einer neueren Version des Servers mit jedem „Like“ auch gleich die Kommentare zu einem Post abonniert hat. Wenn ein neuer Kommentar zu einem Post verfasst wurde, den man zuvor geliked hat, gab es eine neue Benachrichtigung. Dass daraus mit der Zeit eine Benachrichtigungsflut folgt, dürfte klar sein. Ich weiß nicht, wer sich den Unsinn ausgedacht hat. Jedenfalls war jeder Klick für einen Like gleich verbunden mit einem weiteren Klick auf „Kommentare deabonnieren“. Sehr umständlich und mehr als lästig.

Stutzig hat mich auch gemacht, dass der Diaspora-Server zwar die hochgeladenen Fotos in Originalgröße im Speicher aufbewahrte, diese aber niemals anzeigte. Die Lightbox zeigte vielmehr so etwas wie einen Thumbnail, nur etwas größer. Viel zu erkennen war darauf nicht. Um die Vollversion eines Fotos zu bekommen, musste man die URL manuell manipulieren. Ich frage mich bis heute, was man sich dabei gedacht hat. Hunderte Gigabyte Speicher verschwenden für etwas, was der User (ohne spezielles Wissen) nie zu Gesicht bekommt…

Dann lieber bloggen

Seit meiner Diaspora-Pause habe ich mich wieder stärker auf meinen Blog konzentriert. Ich gebe zu, dass mir einige wenige User aus dem Diaspora-Netzwerk tatsächlich fehlen. Die meisten davon kann ich aber auch via XMPP erreichen oder via E-Mail. Insofern: Seid mir nicht böse – an euch lag es nicht.

Vielleicht kehre ich eines Tages zurück. Oder ich trete einem anderen Netzwerk bei, das sich etabliert. Aktuell habe ich aber nicht groß das Bedürfnis, in einem sozialen Netzwerk aktiv zu sein. Ohne lebt es sich eigentlich auch ganz gut – und mit dem Gedanken bin ich nicht allein.


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